Frage

Wir konnten die letzten Monate massiv wachsen. Trotz Covid. Das soll jetzt weiter gehen. Jetzt stellt sich für uns die Frage, wie die nächsten Schritte in der Skalierung aussehen. Können wir das beim nächsten Treffen mal grundsätzlich diskutieren?

Von
Anonym

Gründungspartner im Bereich HR Services

Meine Antwort

So können Unternehmen ihr Geschäftsmodell skalieren.

Das Wort Skalieren wird etwas inflationär gebraucht. Und meist besteht die Absicht zur Skalierung schon, bevor der Business Case überhaupt auf soliden Füssen steht.

Im Gegensatz zu vielen anderen haben die beiden Gründer einen eindrücklichen Leistungsausweis und wollen ihr Momentum jetzt nutzen, um gegenüber ihren meist grossen Kunden Augenhöhe zu wahren und weniger Klumpenrisiko zu haben. Das sind die Voraussetzungen um ein Geschäft bzw. ein Geschäftsmodell nachhaltig zu skalieren.

Skalieren bedeutet nicht nur mehr Umsatz, sondern in erster Linie, den bestehenden “Motor” höher zu drehen. Und das bedingt, dass der Motor das auch aushält. In vielen kleineren Startups sind die Gründer der Motor. Dreht man den bereits stark belasteten Motor noch höher, wird das zu einer unschönen Belastungsprobe.

In diesem Fall war meine Empfehlung für die Skalierung folgende:

  • Operative Entlastung
  • Delegation von Kernprozessen
  • Geschäftsmodell Skalieren

Phase 1: Operative Entlastung der Gründer im Tagesgeschäft

Mit den typischen 100+ Prozent Arbeitsbelastung ins Wachstum zu gehen, wird auch für gute Unternehmer zur Achterbahn. Deshalb sollten sie auf Basis einer Arbeitsliste erst mal alle einfachen, leicht delegierbaren Arbeiten an eine dritte Person abgeben. Dinge wie Terminkoordination, Administration oder Rechnungsstellung können delegiert werden. Ein sehr flexibles und gut funktionierendes System ist, wenn man Studenten einstellt. Idealerweise aus einem passenden Studien- oder Interessenbereich.

Phase 2: Delegation von Kernprozessen

Ist zusätzlicher Freiraum für die Gründer geschaffen, geht es jetzt darum, dass sie die Kernprozesse verbessern und auf Wachstum ausrichten. In dieser Phase können feste Mitarbeiter eingestellt werden. In unserem Beispiel ist es eine Person, welche sich um die Rekrutierung von Kandidaten kümmert. Oder dafür sorgt, dass der Kunde entlang der Customer Journey mit Feedbacks und Optimierungsvorschlägen “bespielt” wird. Diese Arbeitsschritte müssen sitzen.

Phase 3: Skalieren ihres Geschäftes

Sind die Gründer hier angekommen, haben sie das Tagesgeschäft bereits abgegeben und einen Teil der Kernprozesse delegiert. Jetzt geht es darum, mit der bestehenden Struktur neue Märkte und Leistungen anzubieten und erfolgreich zu vermarkten. Hier angekommen ist ein Unternehmen aufgrund stabiler Strukturen und der Fähigkeit skalieren zu können auch interessant für eine Akquisition, einen Merger, Investoren und andere grosse Schritte.

Also, Gut Ding will Weile haben. Stabiles Wachstum ist und bleibt eine der grössten unternehmerischen Herausforderungen.

Viel Erfolg damit!
Ihr Patrick Utz